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Lust auf Sex: Der Unterschied zwischen den Geschlechtern

Attraktives Pärchen kommt sich näher

Diese Sprüche haben wir alle schon einmal gehört: "Männer wollen immer nur das Eine." "Männer haben mehr Lust auf Sex als Frauen." Oder sogar: "Der Mann denkt mit dem Schwanz." Aber wollen Männer wirklich mehr und häufiger als Frauen? Was ist dran am Klischee, die weibliche Libido sei geringer ausgeprägt als die männliche? Wir sind der Frage nachgegangen.

Bekommen Männer schneller Lust?

Männer sind leichter zu stimulieren, wenn sie erst einmal Lust haben. Doch wo kommt die Lust her? Was ist der Auslöser für das Bedürfnis nach Sex? Wissenschaftlich lässt sich das ziemlich genau erklären. Zum einen sind Hormone der Auslöser sexueller Lust. Wenn beim Mann der Testosteronspiegel steigt, erhebt sich auch sein bestes Stück viel schneller und möchte aktiv werden. Dazu genügt es, dass die Frau eine erotische Ausstrahlung besitzt. Verliebt muss ein Mann nicht sein, um Lust auf Sex zu empfinden.

Sie füttert ihn mit KirscheAuch bei Frauen sind Hormone für das Entstehen der Lust verantwortlich. Allerdings schwankt der Hormonspiegel durch den Menstruationszyklus. Am höchsten ist die weibliche Libido kurz vor dem Eisprung. Doch bei der Entwicklung der Lustgefühle bei Frauen spielen vor allem auch psychologische Faktoren eine Rolle. Erziehung, Religion und falsche Scham haben in der Vergangenheit dazu geführt, dass Frauen ihre Lust weniger stark ausleben konnten als Männer. Ein Mann, der immer wieder andere Geliebte hatte, galt als interessant. Eine Frau, die häufig die Partner wechselte, war eine Schlampe. In manch weiblichem Kopf ist immer noch abgespeichert, was Mutter, Großmutter und der Pfarrer von der Kanzel gepredigt haben. Grundaussage: Alles, was "da unten" ist, war früher mehr oder weniger tabu, darüber sprach man nicht. Oder wenn, dann waren es Gruselgeschichten wie "Vom Masturbieren wird man blind."

Zum Glück findet heute sexuelle Aufklärung bereits in der Grundschule statt. Die Kinder gehen erstaunlich unbefangen mit der Thematik um. Auch in den modernen Medien sind Sex und Erotik kein Tabu mehr. Serien wie "Sex and the City" oder Bücher wie "Fifty Shades of Grey" begeistern viele und haben vor allem weibliche Fans.

Porno = Lustgarantie nur für Männer?

Noch direkter zur Sache geht es in Pornofilmen und -Magazinen. Ein weiteres Klischee: Pornos werden für Männer gemacht, Frauen sprechen darauf gar nicht an. Die Realität sieht anders aus. Es wurde nachgewiesen, dass Männer sexuell erregt werden, wenn sie Pornos sehen, die ihr "Beuteschema" bedienen. Heterosexuelle Männer fahren darauf ab, Heteropärchen beim Sex zuzuschauen. Sie werden durch den Sex, der über den Bildschirm flimmert, animiert und bekommen nicht selten eine unbändige Lust, die sie sofort befriedigen möchten. Wenn sie allein sind, nutzen sie ihre Hand oder auch mal die Taschenmuschi, um die heftige Erregung in einen wohligen Orgasmus zu steigern. Homosexuelle Männer werden durch Gay-Filme angeregt. Interessant ist, dass Frauen hier völlig anders ticken. Egal ob die Sexspielchen, die sie sich ansehen, hetero oder homo sind, Pärchen oder Gruppensex, viele Frauen fühlen sich dadurch erregt. Ja, selbst Affen beim Kopulieren zuzusehen, ruft bei manchen Frauen das berühmte Kribbeln zwischen den Beinen hervor. Dies konnte in Versuchen nachgewiesen werden. Zugeben würden es sicherlich die wenigsten Frauen, dass sie ein kopulierendes Affenpärchen antörnt. Doch die physischen Reaktionen auf die gezeigten Szenen haben ihre Lust verraten. Die Pornoindustrie dreht mittlerweile schon extra Pornos für Frauen.

Paar liegt mit Labtop im Bett

Bei aller Anregung haben Pornos auch eine Kehrseite. In diesen Filmen geht es fast immer sehr schnell zur Sache, und genauso schnell kommen die Beteiligten zum Höhepunkt. Für Männer, bei denen die Realität anders aussieht, kann das ein Problem sein. Erst recht für Frauen, die durch Penetration keinen Orgasmus bekommen. Sie vergleichen, fragen sich, ob eventuell mit ihnen etwas nicht in Ordnung ist und bekommen im schlimmsten Fall Minderwertigkeitskomplexe, die ihre Lust auf Sex sinken lässt. Das ist ungefähr so logisch, wie den Film "Superman" anzuschauen und sich schlecht zu fühlen, weil man nicht auch fliegen kann und Superkräfte besitzt.

Die weibliche Lust entdecken

Anatomisch bedingt haben Männer es leichter, ihre Lust zu befriedigen. Viel mehr als ein bisschen "rubbel-die-Katz" ist oft nicht nötig. Das lernen schon kleine Jungs ganz allein unter der Bettdecke im Kinderzimmer ziemlich schnell. Was einmal Spaß gemacht hat, wird wiederholt.Attraktive Frau posiert für Kamera So wissen junge Männer ganz genau, wie sie zum Höhepunkt kommen, egal ob allein oder mit Partnerin. Frauen entdecken das Thema Masturbation oft erst viel später für sich. Und selbst wenn sie mit dem summenden Penis aus der Nachttischschublade ihren Kitzler bis zum Orgasmus reizen, erwarten sie, dass der Penis des Mannes in ihrer Vagina den gleichen Effekt auslöst? Erlaubt ist, was gefällt, und schön ist, was funktioniert!

Es gibt eben weit mehr erogene Zonen als nur Vagina, Klitoris, Penis und Hoden. Brustwarzen, Schenkelinnenseiten, ja selbst Ellenbogen und Ohrläppchen sollten ebenfalls nicht vernachlässigt werden beim Liebesspiel. Je genauer eine Frau weiß, was bei ihr das Kribbeln auslöst, und je besser sie den Mann dahin lenken kann, umso mehr Spaß wird sie am Sex haben. Und umso öfter wird sie eine Wiederholung wünschen. Masturbation oder, etwas netter auch "Solosex" genannt, ist der erste Schritt auf dem Weg zur erfüllten sexuellen Partnerschaft. Bitte bedenken Sie, liebe Leserin, von der Nasenspitze ablesen kann Ihnen kein Mann, wo und wie Sie berührt werden möchten. Erst recht nicht, wenn er gerade, ganz klischeemäßig, "nur mit dem Schwanz denkt". Lenken Sie ihn, seine Finger, seine Zunge dahin, wo sie ihn gern spüren möchten. Am besten so, dass er glaubt, er wäre von selbst darauf gekommen.

Versöhnungssex

Versöhnungssex klingt gut, ist aber leider oft eine Mogelpackung, zumindest für die Frau. Sie erinnern sich, dass bei Frauen, viel stärker als beim Mann, psychologische Faktoren Einfluss auf die Entwicklung sexueller Lust haben? Dazu gehört bei den meisten Frauen auch das Gefühl, verstanden und gemocht zu werden. Versöhnungssex aus weiblicher Sicht ist toll. Aber nicht anstatt einer Aussprache, sondern danach, wenn die Welt zwischen den beiden Partnern wieder in Ordnung ist. Zumindest sollte der Mann mit zerknirschtem Gesicht ein "Verzeih mir bitte" gemurmelt haben, bevor er seiner Liebsten unter den Rock fasst und sie aufs Bett zieht.

Paar liegt gemeinsam im Bett

Sexuelle Halbwertzeit

Wenn Sie bisher immer nur den Kopf geschüttelt haben, weil all diese Probleme nicht Ihre sind - herzlichen Glückwunsch! Eventuell sind Sie frisch verliebt und finden den Mann an ihrer Seite einfach umwerfend sexy? Aktuelle Studien deutscher Sexualwissenschaftler belegen, dass die sexuelle Anziehung der Frau zu ihrem Partner nur etwa zwei bis drei Jahre anhält. Männer finden ihre Partnerin oft noch nach Jahrzehnten sexuell attraktiv. Während Frauen im Verlaufe einer Partnerschaft eher nur noch das Bedürfnis nach liebevoller Zärtlichkeit haben, lässt beim Mann das Verlangen nach dem Vorspiel deutlich nach. Sie will Kuscheln ohne Sex, er will Sex ohne Kuscheln. Ein Dilemma, wenn man bedenkt, dass Frauen einerseits schon vom Anblick kopulierender Affen Lust auf Sex bekommen können, andererseits diese aber nicht (mehr) mit ihrem Partner ausleben möchten. Die moderne Entscheidungsfreiheit der Frau ist sicher auch ein Grund, warum manche Frauen nach wenigen Jahren den Mann verlassen, um ihre Lust neu zu entdecken und sich einem anderen zuwenden.

Frauen holen auf

Durch die Tabuisierung der weiblichen Sexualität über viele Generationen hinweg greifen bei Frauen trotz sexueller Revolution nach wie vor Denkmuster, die Scham und Unterdrückung der Libido auslösen. Durch visuelle Reize lässt sich die weibliche Lust dennoch ebenso entfachen, wie die männliche – sogar in noch stärkerem Ausmaß. Physisch gestaltet sich das Ganze etwas schwieriger, da der weibliche Körper komplexer funktioniert bzw. die Lustpunkte der Frau weniger leicht zu stimulieren sind durch bloße Penetration als die des Mannes. Eine Auseinandersetzung mit den eigenen sexuellen Bedürfnissen und mehr Mut zum Ausleben erotischer Gelüste würde die Unterschiede weiblicher und männlicher Libido deutlich verringern.

Bildnachweise
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